Ein Literat ist ein Intellektueller, der sich professionell mit Literatur beschäftigt. Der Begriff ist allerdings nicht trennscharf definiert. Zum einem wird er für Autoren von seriösen literarischen Werken verwendet, zum anderem, mit einer polemischen Konnotation, für "Schreiberlinge" (im Sinne von "gewiefter Schwätzer") die im Unterschied zu "echten" Autoren (Romanciers, Poeten, Schriftstellern) keine eigenen "künstlerisch wertvollen" Werke verfassen.

Ein Literat kann auch verstanden werden als ein belesener "Bücherkenner", der die Vielfalt der literarischen Erzeugnisse und ihre unterschiedlichen Perspektiven zu würdigen weiß, und durch umfangreiche Lektüre reich an Kenntnissen ist.


Kenntnisse sind das, was man weiß, lernt (und speichert), und das, was eine Person versteht. Wissen umfasst Informationen, Beschreibungen oder durch Erfahrung erworbene Fähigkeiten & Erkenntnisse. Dieses Portal will dazu beitragen, die Fachgebiete Literatur (die schriftlich fixierten sprachlichen Zeugnisse), Mythologie (die Sagenwelten einer sozialen Gruppe) und (alte) Geschichte (die chronologische Abfolge vergangener Ereignisse), in allgemein verständlicher Form, dem geneigten Leser näher zu bringen.

Frei nach dem Motto "Lesen bildet"; siehe auch das Zitat von Goethe: "Wer Bücher liest, schaut in die Welt und nicht nur bis zum Zaune."


„Es wird eine neue Welt gebaut. Das einzelne Bild wird einem späteren Betrachter einmal Hauptsache sein … dann gehört es etikettiert in das Museum des 20. Jahrhunderts.
Wir aber wollen unsern Zeitgenossen "Ideen" zeigen, den Gärstoff der neuen Zeit, um die wir ringen.“ [Franz Marc (1880 - 1916), Maler und freundschaftlich verbunden mit August Macke (1887 - 1914)]

Etymologie

Das Wort stammt von dem lateinischen Wort litteratus („belesen; schriftkundig, gelehrt, wissenschaftlich gebildet“), das wiederum von dem Wort littera („Buchstabe“) abgeleitet ist.

Der Begriff „Literat“ hat eine gewisse Verwandtschaft mit dem französischen Begriff "belletrist" (von: «belles-lettres») oder "homme de lettres" (englisch: "Man of Letters"), ist aber nicht gleichbedeutend mit „Akademiker“.
Ein „Literat“ war ein des Lesens und Schreibens kundiger Mann, der in einer Zeit, in der Lese- und Schreibkenntnisse selten waren, in den oberen Gesellschaftsschichten hoch geschätzt wurde. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde der Begriff Belletrist(e) auf die Literaten angewandt, d. h. auf die französischen Teilnehmer - manchmal auch als „Bürger“ bezeichnet - der Republik der Buchstaben, aus der sich der Salon entwickelte, eine gesellschaftliche Einrichtung, die in der Regel von einer Gastgeberin geleitet wurde und der Erbauung, Bildung und kulturellen Verfeinerung der Teilnehmer diente.

Im späten 19. Jahrhundert, als die Alphabetisierung in europäischen Ländern relativ weit verbreitet war, wurde die Bezeichnung „Literat“ (littérateur) auf einen „Spezialisten“ ausgeweitet, einen Mann, der seinen Lebensunterhalt damit verdiente (z.B. Kolumnen in Presse und Hörfunk), intellektuell (nicht kreativ) über Literatur zu schreiben: der Essayist, der Journalist, der Kritiker usw. Im 20. Jahrhundert wurde dieser Ansatz allmählich von der akademischen Methode verdrängt, und der Begriff „Literat“ wurde durch den Oberbegriff „Intellektueller“ ersetzt, der die intellektuelle Person beschreibt.

Bedeutung

Der Literat war im frühen 20. Jahrhundert in einem egalitären Aktionsradius unter Literaturkritikern, Akademikern, Journalisten, etc. situiert. In dieser Hinsicht bezeichnet das Wort abschätzig die federgewandte, berufsmäßige Beschäftigung mit den Erzeugnissen der Literatur.

Das Wort „Literat“ besaß negative Assoziationen. In konservativen bürgerlichen Kreisen kursierte in den 1920er Jahren (Weimarer Republik) etwa das pejorative Wort „Asphaltliteraten“ (siehe auch: Trivialliteratur) für Autoren die ‚Themen der Straße‘ aufnahmen und die Suche nach ‚ewigen Werten‘ (wie in der ‚echten‘ Literatur) zugunsten einer modischen Belletristik verwarfen.

Synonyme

Autor · Schriftsteller · Texter · Verfasser · Dramatiker · Kolumnist · Romancier · Lyriker · Dichter · Poet · Mann der Feder · Schreiber · Konzipient (österreichisch, veraltet) · Belletrist · Skribent (Vielschreiber, abwertend) · Schreiberling · Schmock (gesinnungsloser Journalist)

Verwendung

Einige Beispiele dafür, wie der Begriff „Literat“ in den vergangenen 100 Jahren in der Schriftsprache verwendet wurde.

  • Die Literaturzeitschrift "Der Literat" (Untertitel: Fachzeitschrift für Literatur und Kunst) erschien von 1958 bis 2018. Sie verstand sich als Zeitschrift für Schriftsteller, Übersetzer, Kritiker, Publizisten sowie weitere schreibende Angehörige des Kulturbetriebs.
  • Hugo Ball, einer der Gründer der Dada-Bewegung und ein Pionier der Lautpoesie, verfasste das Gedicht Der Literat.
  • In den rheinischen Karnevalsgesellschaften ist der Literat ein "Amtsträger", der für für die Zusammenstellung des Sitzungsprogramms zuständig ist. Er schlägt die Künstler für die Sessionen vor, stimmt die Inhalte mit ihnen ab, und bucht den Sitzungssaal.

 


 

"Der Redakteur ist ein fest angestellter Literat – das Wort Literat in seinem weitesten Umfang genommen; im Bezirk der Literatur gibt es ja keine genaue Analogie für ›Gebrauchsgraphiker‹, Journalist ist zu eng. Ich will den Redakteur nach zwei Seiten hin untersuchen: in seiner Stellung zum Verleger und in seiner Stellung zu den Mitarbeitern: zu den nicht fest angestellten Schriftstellern." (Kurt Tucholsky, 1932)

"Im Sommer 1593 fristet der junge, aufstrebende Literat William Shakespeare noch ein recht schlichtes Dasein." (Quelle unbekannt)

"»Herr Settembrini ist Literat«, sagte Joachim erläuternd und etwas verlegen. »Er hat für deutsche Blätter den Nachruf für Carducci geschrieben — Carducci, weißt du.« Und er wurde noch verlegener, da sein Vetter ihn verwundert ansah und zu sagen schien: Was weißt denn du von Carducci? Ebensowenig wie ich, sollte ich meinen.
»Das ist richtig«, sagte der Italiener kopfnickend. »Ich hatte die Ehre, Ihren Landsleuten von dem Leben dieses gro8en Poeten und Freidenkers zu erzählen."
(Dialog aus "Der Zauberberg" (1924) von Thomas Mann; Lodovico Settembrini ist ein italienischer Humanist und Enzyklopädist, ein Schüler von Giosuè Carducci)

"Neben seinem Beruf wirkte er unter dem Pseudonym Paul Mongré auch als philosophischer Schriftsteller und Literat. Er wurde von den Nationalsozialisten verfolgt und nahm sich das Leben, um dem KZ-System zu entgehen." (Wikipedia über Felix Hausdorff (1868 - 1942), einem deutschen Mathematiker, 2024)

"Für sie gab es eine Art Kaste von Schriftstellern, die vorgaben, das Recht zu haben, diesen Preis zu bekommen. Das Recht auf den Literatur-Nobelpreis hatten nur die echten Literaten. Und dann kommt ein Schauspieler und gewinnt den größten Preis! Das hat gestört, viele haben sich sehr geärgert. So sehr, dass man sich hassen konnte."
(Der italienische Erzähler Dario Fo (1926 - 2016) in einem Interview der ARD zur Frage nach seinem Literaturnobelpreis im Jahr 1997. Die Vergabe des Preises an ihn führte zu einem Aufschrei der Kritiker. Fo habe den Preis nicht verdient, sei kein Literat von Weltformat, sondern bestenfalls ein «unterhaltsamer Gaukler». Fo griff das in seiner «Nobel-Vorlesung» auf, die er mit «Gegen freimütige Gaukler» betitelte.)

"Ihre Beziehung galt lange Zeit als Ideal - ein Paar, in dem Mann und Frau verbunden sind, aber zugleich eigenständig bleiben konnten. Simone de Beauvoir wurde durch ihre selbstbestimmte Lebensweise und ihre Literatur zu einer Ikone der Frauenbewegung. Sartre war als Literat und Philosoph der prominenteste Vertreter des Existentialismus. " (www.br-online.de, 2005)

"Gordon Comstock ist ein begabter Werbetexter, der in den Dreißigerjahren nach einer freundlichen Besprechung seines einzigen Gedichtbands seinen als banal empfundenen Job hinwirft, um als freier Lyriker nach Höherem zu streben. Leider gestaltet sich dieses Leben als "Poet und freier Mann" weit weniger erfolgreich, als der abgehobene Literat es sich ausgemalt hatte." (www.general-anzeiger-bonn.de, 2011, Rezension des Romans "Die Wonnen der Aspidistra" (1932) von George Orwell)

 

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