Literatur ist ein Sammelbegriff für schriftliche und mündliche Texte, die bestimmte ästhetische Kriterien erfüllen.
In der Epoche der Romantik wurde damit begonnen, Texte mit bestimmten ästhetischen Qualitäten als Literatur zu bezeichnen, was dazu führte, dass das Wort zum Synonym für Belletristik (franz. "belle lettres" bzw. engl. "Fiction") wurde.
In den letzten Jahrzehnten hat sich der Begriff der Literatur weiter gefasst. Die Gattungsgrenzen wurden durch die Vermischung von Gattungen aufgelöst, und in den letzten Jahren haben sich die Schriftsteller bemüht, sich vom "Hochkulturellen", Subjektiven und Fiktionalen zu lösen. Das Gebiet der Literaturwissenschaft umfasst nun auch den Journalismus, das gesprochene Wort und Biografien. Der Literaturkritiker Ezra Pound bezeichnete Literatur als "Nachrichten, die Nachrichten bleiben".
Das Wort Literatur stammt von dem lateinischen Wort litteratura, das im Lateinischen in drei Bedeutungen verwendet wird: etwas Geschriebenes (Philologie) oder Gelehrsamkeit oder Wissenschaft. Literatur kommt von littera, was Buchstabe bedeutet - siehe auch: Literat.
Typen
Literatur ist ein weit gefasster Begriff mit unklaren Grenzen zwischen der Alltagskonversation einerseits und anderen Arten von Kultur andererseits. Einige der Gattungen (Genre) sind:
- Romane
- Biographien
- Kurzgeschichten
- Gedichte
- Theaterstücke
- Liedtexte
- Briefe
- Tagebücher
- Reden
- Schriften (politische, religiöse, etc.)
- Zeitungsartikel
- Aufsätze
- Traktate (philosophische)
- Märchen
- Legenden
Geschichte
Antike
In der antiken griechischen Kultur herrschte eine Geringschätzung der Schrift, so dass in dieser Zeit mit wenigen Ausnahmen (Platon, Aristoteles) relativ wenig niedergeschrieben wurde. Die "Autoren" waren damals mündliche Geschichtenerzähler, die die Geschichten anderer Erzähler wiedergaben. Homer war einer der ersten, der eine überlieferte Geschichte niederschrieb, aber es ist umstritten, ob die Verfasser überlieferter Geschichten als Autoren gelten können. Das Römische Reich hatte jedoch eine positivere Einstellung zur Schrift (wenn auch häufig in der Form von "Reden") und schrieb viele der griechischen Texte nieder.
Mittelalter
Im 9. Jahrhundert bildeten sich zwei getrennte Autorenkreise heraus, wobei der schriftliche Kreis von der klösterlichen Welt und der Hofkultur dominiert wurde, während die mündliche Erzähltradition stark war. Die schriftlichen Werke aus dieser Zeit sind daher hauptsächlich religiöser Natur, mit Ausnahme von Beowulf und dem Rolandslied von Chrétien de Troyes. Erst in der Renaissance in Italien wurde das Schreiben alltäglicher, und dort entstanden auch die ersten Schriftsteller im eigentlichen Sinne, wie Dante Alighieri (1265-1321) und Francesco Petrarca (1304-1374).
Renaissance
Die große Veränderung kam mit der Entwicklung des Buchdrucks im 15. Jahrhundert (Epoche der Renaissance), und zum ersten Mal begannen Autoren mit ihren Namen auf ihren Werken zu erscheinen. Die meisten Schriftsteller arbeiteten jedoch mit der Unterstützung von Mäzenen und waren daher recht eingeschränkt. Im späten 16. Jahrhundert, mit dem Aufkommen der Buchhändler, begannen die Schriftsteller, sich von ihren Mäzenen zu lösen, und die Marktorientierung wurde für den Beruf des Schriftstellers immer wichtiger. Viele von ihnen waren auch Staatsbedienstete und kamen daher auch ohne Mäzen aus: Beispiele in Schweden sind Bellman und Olof von Dalin.
Romantik
Erst im 18. und 19. Jahrhundert konnten Schriftsteller, die künstlerische Werke schaffen wollten, von ihrer Arbeit leben. Der Übergang zu einer billigeren und effizienteren Buchproduktion im Zuge der Industrialisierung und die zunehmende Alphabetisierung führten dazu, dass mehr Bücher verkauft wurden, was die Nachfrage nach verschiedenen Arten von Schriftstellern für verschiedene Lesergruppen erhöhte. Dies wiederum führte zu einer enormen Vielfalt an Büchern, die geschrieben wurden. Außerdem entstanden Salons und Akademien (z. B. die Königlich Schwedische Akademie der Literatur im Jahr 1753), die Schriftsteller unterstützten. Als erster professioneller Schriftsteller ist der Brite Samuel Johnson zu nennen, der 1755 finanzielle Unterstützung ablehnte, weil er glaubte, von seiner Schriftstellerei leben zu können.
Moderne
Mit dem Aufkommen des industriellen Kapitalismus im 19. Jahrhundert wurden Bücher mehr und mehr zu einer Handelsware, und mehr und mehr Schriftsteller konnten mit ihrem Beruf den Lebensunterhalt bestreiten. In dieser Zeit entstanden auch die ersten "Bestseller" (Autoren, die für ein breites Publikum schrieben und deren Texte sich in hohen Auflagen verkauften). Viele Schriftstellerinnen (beachte: der Deutsche Schriftstellerinnenbund war eine Interessenvereinigung von Autorinnen in Berlin von 1896 bis 1930) dieser Zeit sind jedoch in unterschiedlichem Maße in Vergessenheit geraten. In Frankreich, wo die Frauen in der Salonkultur eine größere Rolle spielten, war die Situation etwas anders.
Trotz der Kommerzialisierung entstand der Mythos der einzigartig brillanten Künstlerseele am Rande der Gesellschaft, und vom Schriftsteller wurde erwartet, dass er außerhalb der Anforderungen der konventionellen Gesellschaft steht. Diese Anforderungen kamen oft aus den Salons und sind ein Bild, das in vielerlei Hinsicht noch immer vom Schriftsteller überlebt. Es war jedoch schwierig, von diesem Mythos zu leben; einige Beispiele sind Lord Byron und Erik Johan Stagnelius. Die anderen großen zeitgenössischen Schriftsteller gehörten der bürgerlichen Öffentlichkeit an. Um 1800 wurde in Europa die ersten "Autorenrechte" eingeführt, das das literarische Werk als Kunstwerk anerkannte und den Begriff "Autor eines Werkes" etablierte, was sowohl Unterschiede in den Einkommens- und Wirtschaftsbedingungen als auch die Entstehung des ästhetischen Ideals der Romantik mit sich brachte. Der "Schutzverband deutscher Schriftsteller" (SDS) wurde 1909 gegründet und existierte unter sein Ziel war sowohl die Durchsetzung von Urheberrechten, als auch die Gewährung von Rechtsschutz gegen staatliche Eingriffe.
Literatur kann man heute in Bibliotheken ausleihen, in Buchhandlungen kaufen und im Internet lesen. Es gibt viele Preise und Auszeichnungen im Bereich der Literatur, einer der bekanntesten ist der Nobelpreis für Literatur.
Literatur
- Elisabeth Frenzel, Sybille Grammetbauer: Stoffe der Weltliteratur. Ein Lexikon dichtungsgeschichtlicher Längsschnitte (= Kröners Taschenausgabe. Band 300). 10., überarbeitete und erweiterte Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-30010-9.
- Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): Kindlers Literatur-Lexikon. In 18 Bänden (Band 1–17 und ein Registerband). 3., völlig neu bearbeitete Auflage. Metzler, Stuttgart/Weimar 2009, ISBN 978-3-476-04000-8.
- Helmut Arntzen: Der Literaturbegriff. Geschichte, Komplementärbegriffe, Intention. Eine Einführung. Aschendorff, Münster 1984, ISBN 3-402-03596-0
- René Wellek, Austin Warren: Theorie der Literatur. Athenäum Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1972, ISBN 3-8072-2005-4.