Eine Novelle ist eine erzählende Prosaerzählung, die kürzer ist als die meisten Romane, aber länger als die meisten Novellen und Kurzgeschichten. Das englische Wort novella leitet sich vom italienischen novella ab und bedeutet eine kurze Geschichte, die sich auf wahre (oder scheinbar wahre) Tatsachen bezieht.
Definition
Der italienische Begriff ist ein Femininum von "novello", was neu bedeutet, ähnlich wie das englische Wort"news". Eine Novelle kann definiert werden als ein Werk der Fiktion, das in Länge und Komplexität zwischen einer Kurzgeschichte und einem Roman liegt. Es herrscht Uneinigkeit darüber, wie viele Seiten oder Wörter eine Geschichte haben muss, um als Novelle, Kurzgeschichte oder Roman zu gelten: nach einer gängigen "Hausnummer" liegt Wortzahl einer Novelle zwischen 16.000 bis 40.000 Wörtern; bei 250 Wörtern pro Seite entspricht dies 60 bis 160 Seiten.
Als Begründer der Novellentradition, die bis auf die italienische Renaissance zurückgeht, gilt Giovanni Boccaccio mit seinem Werk Decamerone (‚Zehntagewerk‘).
Das deutsche Wort Novelle, das englische Wort novel sowie das spanische Wort novela sind falsche Freunde. Novel und novela bezeichnen einen Roman, keine Novelle. Die im Deutschen als Novelle bezeichnete Prosaform heißt auf Englisch novella oder novelette, auf Spanisch novela corta.
Merkmale
Oft wird in einer Novelle ein Konflikt zwischen Chaos und Ordnung beschrieben, was zu einem Normenbruch und damit zur Einmaligkeit führt. Erzählt wird in der Regel ein einziges Ereignis, daher kommt auch der Ausdruck, die Novelle sei der Singularität (z.B. eine straffe, überwiegend lineare Handlungsführung) verpflichtet. Novellen sind strukturiert und verfügen oft über ein Leitmotiv sowie ein Dingsymbol. In der Regel hat ein "zufälliges" Ereignis eine zentrale Bedeutung und ist teilweise das konstituierende Element.
Theodor Storm schrieb, die Novelle sei aufgrund ihres komponierten und strukturierten Aufbaus „die Schwester des Dramas“. Aufgrund der Kürze von Novellen liegt zumeist nur eine knappe Exposition vor, die den Leser direkt ins Geschehen leitet. Im Unterschied zur Kurzgeschichte sind eine konsequente Ausformulierung des zentralen Konflikts sowie ein dialogischer Charakter für die Novelle typisch.