Die römische Mythologie ist die Gesamtheit der Legenden und Mythen des antiken Roms. Sie ist indoeuropäischen Ursprungs und übernahm im Laufe der Jahrhunderte religiöse und kulturelle Vorstellungen aus den Ländern, die nach und nach in die Sphäre Roms integriert wurden: hauptsächlich aus Griechenland und in geringerem Maße aus Ägypten.
Die Römer haben sich diese Mythologien angeeignet (siehe klassischen Mythologie) und dann angepasst, um ein synkretistisches Ganzes zu schaffen, das sich in der Welt der römischen Götter manifestiert, diese aber auch im Gegenzug andere Kulturen stark beeinflusst hat.
Anfänge
Die frühen Lateiner waren ein antikes italisches Volk in Mittelitalien, das seine mythische Herkunft von den Zwillingsbrüder Romulus und Remus ableitet.
Deren deren Geschichte erzählt von den Ereignissen, die zur Gründung der Stadt Rom und des Römischen Reiches durch Romulus nach dem Brudermord an Remus führten. Das Bild einer Wölfin, die die Zwillinge im Säuglingsalter säugt, ist mindestens seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. ein Symbol für die Stadt Rom. Obwohl die Geschichte vor der Gründung Roms um 750 v. Chr. spielt, stammt der früheste bekannte schriftliche Bericht über den Mythos aus dem späten 3. Jahrhundert (u.a. die Historiker Diokles von Peparethos und Fabius Pictor).
Auf die Regierungszeit des Romulus (753 – 716 v. Chr.), als ersten der 7 legendären altrömischen Könige, folgten 6 weitere, der letzte war Lucius Tarquinius Superbus (534–510 v. Chr.). Allerdings gibt es, wie schon beim Gründungsmythos, keine gesicherten historischen Quellen. Einiger Forscher vertreten den Standpunkt, das die Mythen erst während der Römische Republik (509 bis 27 v. Chr.; die Zeit des Senats und der Konsuls) als "Selbstlegitimation" erfunden wurden.
Im Laufe der Jahrhunderte vermochten sich die Römer von einem Bauernvolk unter etruskischer Herrschaft zu Herren der damaligen Welt rund um das Mittelmeer und weit in das Landesinnere hinein aufzuschwingen, ehe das Imperium Romanum 395 n.Chr. geteilt wurde und im Westen 476 n.Chr., im Osten (als Byzanz) noch weitere tausend Jahre später endete. Mit dem Christentum, das sein Zentrum bis heute in Rom hat (römisch-katholisch), ist das Erbe der römischen Kultur (insbesondere Sprache & Recht) eine der Gemeinsamkeiten der meisten Staaten des modernen Europa.
Figuren
Auch in der heutigen Umgangssprache tauchen folgende weiblichen "Göttinnen" regelmäßig auf:
Parzen
In der antiken römischen Religion und im Mythos waren die Parzen die weiblichen Personifikationen des Schicksals, die das Leben (und den Tod) von Menschen und Göttern lenkten. Im Englischen werden sie oft als "Fates" bezeichnet, und ihre griechische Entsprechung waren die Moiren (Abstammung: Nyx oder Zeus and Themis). Sie hatten keinen Einfluss auf die Handlungen der Menschen, außer darauf, wann sie geboren werden, wann sie sterben und wie sehr sie leiden.
Die Parzen (Schicksalsgöttinnen) zeichneten den metaphorischen Lebensfaden eines jeden Sterblichen und Unsterblichen von der Geburt bis zum Tod auf. Einigen Schilderungen zufolge scheinen die Parzen mächtiger zu sein als die Götter.
Die Aufgaben der 3 Schicksalsgöttinnen waren verteilt: Nona spinnt den Lebensfaden, Decima entscheidet über das Lebensgeschick, Morta durchtrennt den Lebensfaden.
Furien
Die Furien (die Schrecklichen) sind Rachegöttinnen (Griechisch: Erinyen; Abstammung: Uranos & Gaia) und verfolgten und quälten diejenigen, die etwas Unrechtes getan hatten. Sie lebten in der Unterwelt und kamen auf die Erde, wenn ein Verbrecher mit ihrer Rache bestraft werden sollte.
Das Wort „furios“ (zornig, wütend, hitzig, leidenschaftlich) leitet sich von der deutschen Bezeichnung für die Erinyen, die Furien, ab.
Nymphen
Eine Nymphe ist eine "kleinere" weibliche Naturgottheit in der antiken Folklore. Im Unterschied zu den Göttinnen werden Nymphen im Allgemeinen als Personifikationen der Natur betrachtet; sie sind in der Regel an einen bestimmten Ort, eine bestimmte Landform oder einen Baum gebunden und werden gewöhnlich als Jungfrauen dargestellt.
Aufgrund ihrer Verbindung mit Quellen wurden ihnen oft heilende Kräfte zugeschrieben; andere göttliche Kräfte der Nymphen umfassten Wahrsagerei und Gestaltwandeln.
Nymphen kommen in klassischen Werken der Kunst, Literatur und Mythologie (Abstammung: Uranos & Gaia) vor - insbesondere solchen mit Liebesmotiven, wo sie die Geliebten von Helden und anderen Potentaten sind. Die begehrenswerten und promiskuitiven Nymphen können selten vollständig "domestiziert" werden und sind oft aggressiv gegenüber ihren sterblichen Affären. Seit dem Mittelalter werden Nymphen im Volksmund manchmal mit Feen in Verbindung gebracht oder sogar verwechselt.
Musen
Die Musen (altgriechisch: Moûsai, romanisiert: Múses) sind die inspirierenden Göttinnen der Literatur, Wissenschaft und Kunst. Sie galten als die Quelle des Wissens, das in den Gedichten, lyrischen Liedern und Mythen enthalten war, die in der antiken Kultur jahrhundertelang mündlich überliefert wurden.
Sie sind griechischen Ursprungs, wurden aber von den Römern assimiliert. Die Anzahl und die Namen der Musen unterschieden sich je nach Region, aber seit der klassischen Periode wurde die Anzahl der Musen auf 9 vereinheitlicht, und ihre Namen wurden im Allgemeinen mit Kalliope, Clio, Polyhymnia, Euterpe, Terpsichore, Erato, Melpomene, Thalia und Urania angegeben.
Im modernen metaphorischen Sprachgebrauch ist eine Muse eine Person, die jemandem als Quelle der künstlerischen Inspiration dient.
Kultur
Die römische Kultur entstand aus der Verbindung italischer, besonders etruskischer, und griechischer Elemente. Aus der Frühzeit ist wenig sicher überliefert („dunkle Jahrhunderte” bis zum zweiten Jahrhundert vor). Es kommt dieses in allen Bereichen der Kultur zum Ausdruck, in Glauben, Literatur und Baukunst. Als den Römern eigentümlich gilt besonders ihr Volkscharakter: Redlichkeit, Gottesfurcht und Pragmatismus, dabei zähes Festhalten an hergebrachten Werten und überlieferter Lebensform.
Die republikanische römische Gesellschaft (S.P.Q.R. ist das Kürzel für das lateinische "Senatus Populusque Romanus" ‚Senat und Volk von Rom‘ ) war als Kultur patriarchalisch geprägt, der Hausherr stand als Pater familias dem gesamten Haushalt vor, der eigentlichen Familie und den Sklaven. Über sie alle hatte er Verfügungsgewalt, sei es ihr Leben oder ihr Eigentum. Das Ideal war aber nicht der Typus des Despoten sondern vielmehr der treusorgende Vater, der für deren Wohlergehen zuständig war. Demgemäß hatte die Frau zwar keine bürgerlichen Rechte, stand aber in hoher Achtung (wie auch immer das in der Praxis ausgestaltet gewesen sein mochte).
Mit der Ausdehnung des Reiches beeinflusste die römische Kultur die eroberten Gebiete sowie die Grenzländer. Davon zeugen nicht allein erhaltene Bauten, sondern besonders sprachliche Merkmale. Die romanischen Sprachen (Französisch, Spanisch, Rumänisch) lehnen sich eng an römische Grammatik und Vokabular an, das Deutsche enthält zahllose lateinische Lehnwörter (z.B. Mauer, Fenster), ebenso das Englische, ganz abgesehen von der Sprache der Wissenschaft.
Religion
In den Anfängen waren die wichtigsten römischen Gottheiten die 3 Götter Jupiter, Mars und Quirinus, an deren Stelle um das 6. Jahrhundert vor die Dreiheit Jupiter, Juno, Minerva trat. Der friedliche Saturn und der kriegerische Mars schützen die Ackerflur. Neben ihnen verehrten die vornehmlich landwirtschaftlich tätigen Römer die Göttinnen Tellus (Erde) und Ceres (Saat) sowie Neptun (Wasser), Volkanus (Feuer), Vesta (Herdfeuer) und Janus (Eingang und Ausgang).
Weitere Götter hüteten in unmittelbarer menschlicher Umgebung als Laren und Penaten Haus und Hof. Für den einzelnen wichtig war der die Zeugungskraft erhaltende Genius. Auch kannten die Römer Vorstellungen vom Jenseits, die Manes wurden als die Geister der Toten verehrt.
Besonderes Augenmerk schenkte der Römer Vorzeichen aller Art. Aus Vogelflug, Eingeweiden, Blitzen usw. deuteten speziell ausgebildete Fachleute den Willen der Götter. Vor allen wichtigen Beschlüssen in der Volksversammlung und im Kriege holte man ihre Gutachten ein. (Vergleiche den heutigen Glauben an Statistik und Prognose). Träger des Kultes waren verschiedene Priester, etwa die Flamen oder die Auguren. Oberaufsicht über alle Priester hatten die Pontifices (Pontifex). Ihr Oberhaupt ist der Pontifex Maximus. Diesen Titel trägt noch heute der Papst der Römisch-Katholischen Kirche.
Ursprünglich kannten die Römer die Gottheiten nicht als dem Menschen ähnliche Wesen. So wurden auch unpersönliche, wenig anschauliche Begriffe wie Gerechtigkeit (Justitia), Eintracht (Concordia), Treue (Fides) oder Tugend (Virtus) wurden als solche abstrakten Gottheiten verehrt, die dementsprechend auch nicht in Bildsäulen dargestellt wurden. Diese Sitte übernahmen die Römer erst von den Etruskern und den Griechen und entsprechend der Vielzahl solcher Phänomene entspricht, übertrieben ausgedrückt, jedes Substantiv irgendeiner römischen Gottheit.
Griechische Einflüsse
Griechische Religion drang ab dem 6. Jahrhundert in die römische Glaubenswelt ein und prägte sie derart nachhaltig, dass in späterer Zeit fast alle wichtigen römischen Gottheiten und Sagengestalten ihre griechische Gleichsetzungen hatten. Die Gleichsetzung fremder Götter mit eigenen, die so genannte Interpretatio Romana, wurde zum besonderen Charakteristikum des römischen Umgangs mit fremden Kulten und Religionen. Wegen dieser Überschneidungen überrascht es nicht, wenn bei den Einzeldarstellungen häufig griechische Gestalten als Verwandte römischer Götter angegeben werden.
Ein an lokalen Mythen und HOMER orientiertes Epos (Aeneis) des römischen Dichters VERGIL zeichnet die sagenhafte Geschichte der Römer seit Aeneas nach. Dieser Held der Trojaner sei nach dem Fall Trojas über Kathargo nach Italien gekommen und sei Ahn des Romulus. VERGILS "Roman" wurde zum römischen Nationalepos. Aeneas gilt als Stammvater der Römer. Er entstammt einer Nebenlinie des trojanischen Herrschergeschlechtes und Er ist Sohn des Anchises und der Göttin Aphrodite (röm. Venus).
Mit der militärischen Expansion des Römerreiches und durch friedlichen Austausch wurden ab dem 2. Jahrhundert v., begünstigt durch Toleranz gegenüber fremden Götter und aufklärerisches Gedankengut des Hellenismus, etliche fremde Gottheiten in Rom heimisch, allen voran die ägyptische Isis, der kleinasiatisch-griechische Bacchus (gr. Dionysos) oder die orientalische Kybele. Von der Auflösung der alten römischen Religion in den Jahrhunderten nach der Zeitenwende zeugen der zunächst bei fern der Heimat dienenden Soldaten beliebte, aus Persien stammende Mithras und natürlich die rasante Ausbreitung des Christentums, das gegen Ende des Imperiums zur Staatsreligion wurde.