Die römischen Götter, die heute am bekanntesten sind, sind diejenigen, die die Römer mit griechischen Gegenstücken identifizierten (sogenannte Interpretatio Romana).
Der altrömische Götterhimmel war allerdings umfangreich und umfasste neben den Göttern auch noch Geisterwesen, Personifikationen, Halbgötter und auch viele Ungeheuer.
Viele der eigenen Götter der Römer bleiben im Dunkeln und sind nur durch Inschriften und Texte, die oft nur bruchstückhaft vorhanden sind, namentlich und manchmal auch in ihrer Funktion bekannt. Dies gilt insbesondere für die Götter der archaischen Religion der Römer, die auf die Zeit der Könige zurückgeht, die so genannte "Religion des Numa" (Numa Pompilius (ca. 750 - 672 v. Chr.) war der sagenhafte zweite König von Rom), die im Laufe der Jahrhunderte weitergeführt oder wiederbelebt wurde. Einige archaische Gottheiten haben italienische oder etruskische Entsprechungen, die sowohl in antiken Quellen als auch von modernen Gelehrten identifiziert wurden. Im gesamten Reich wurden die Gottheiten der Völker in den Provinzen aufgrund von Funktionen oder Eigenschaften, die sie mit den Angehörigen des römischen Pantheon teilten, theologisch neu interpretiert.
Liste
Die folgende Liste enthält die wichtigsten römischen Götter & Göttinnen mit einer kurzen Beschreibung (Steckbrief) ihrer Funktion und einer Aufzählung ihrer Symbole. In Klammern sind die griechischen Namen erwähnt.
Die Römer haben einen Großteil ihres Pantheons aus dem antiken Griechen übernommen. In diesem Stammbaum sind daher die Namen der Römischen Götter in Klammern gesetzt. Auf Pfeile und Linien wurde aus Gründen der Übersichtlichkeit verzichtet. Statt dessen wurden Farben und räumliche Gruppierungen verwendet.
- Jupiter (Zeus): Vater der meisten Götter, Herr des Donners und des Blitzes, Bruder von Neptun und Pluto — Adler, Blitzbündel, Zepter
- Juno (Hera): Göttin der Ehe und Treue, Schwester und Ehefrau des Jupiter — Pfau, königliches Diadem
- Neptun (Poseidon): Gott der Meere, Erdbeben und Pferde — Dreizack, Streitwagen, Pferd
- Minerva (Athene): Göttin der Weisheit, der Strategie, der Architektur, der Technik und der Künste — Helm, Schild, Lanze und Eule
- Mars (Ares): Gott des Krieges, der Waffen, der Bauern, der Männlichkeit und der harten Arbeit — Schwert, Schild, Helm
- Venus (Aphrodite): Göttin der Liebe und Schönheit — Taube, Muschel, Gürtel, Spiegel, Rose
- Apollo (Apollon): Gott der Musik und Poesie, Zwillingsbruder von Diana — Kithara (Saiteninstrument), Pfeil und Bogen
- Diana (Artemis): Göttin der Jagd, des Sports und der wilden Tiere — Pfeil und silberner Bogen, Köcher, Hirschkuh, Mondsichel
- Vulkan (Hephaistos): Gott des Feuers, der Lava und der Metallurgie — Schmiedehammer bzw. -zange, Pilos (Handwerkerkappe)
- Vesta (Hestia): Göttin des Herdes, des Hauses und der Familie — Flamme
- Merkur (Hermes): Bote der Götter. Gott des Handels, der Diplomatie, der Beredsamkeit und des Diebstahls — Petasos oder Flügelhelm, Hermesstab, Flügelschuhe, Geldbörse
- Ceres (Demeter): Göttin der Landwirtschaft, der Ehe und des Getreides — Ähren, Fackel
Weitere, heute noch bekannte, typisch römische Gottheiten sind:
- Victoria (Nike) ist die Siegesgöttin und Schutzgöttin des römischen Kaisers. Sie ist relativ jung (erster Punischen Krieg) und eine Art vergöttlichte Abstraktion des Herrschaftsanspruchs Roms, die Anspruch auf einen Kult hat. Doch im Gegensatz zu ihrem griechischen Pendant Nike hat sie praktisch keine eigene Mythologie.
- Fortuna (Tyche) ist die Göttin des Glücks. Sie steht für das Schicksal mit all seinen Unbekannten.
- Amor (Eros) oft auch Cupido genannt, ist der Gott der Liebe (genauer: des Sichverliebens). Er wird oft als halbwüchsiger Knabe nicht ohne schalkhafte Bosheit aufgefasst, der mit seinen Pfeilen ins Herz trifft und dadurch die Liebe erweckt.
- Lucifer (Eosphoros / Phosphoros) ist der Gott des Planeten Venus in seiner Erscheinung als Morgenstern („Bringer der Morgenröte“). Der Name „Lichtträger“ (von lateinisch lux, ‚Licht‘ und ferre, ‚tragen, bringen‘) ist eine wörtliche Entsprechung des griechischen phōsphóros („Licht bringend“).
Da in der griechischen Mythologie Eos, die Göttin der Morgenröte, als Mutter des Phosphoros gilt, wurde Aurora, die römische Entsprechung der Eos, als Mutter des Lucifer angesehen. - Justitia ist die Göttin der Gerechtigkeit. Sie ist eine allegorische Personifikation der moralischen Kraft in Rechtssystemen. Ihre Attribute sind eine Waage, ein Schwert und manchmal eine Augenbinde. Sie erscheint oft als Paar mit Prudentia. Mit der griechischen Göttin Nemesis hat sie wenig gemeinsam, eher mit Themis.
- Libertas ist die Göttin und Personifikation der Freiheit. In der späten Republik wurde sie zu einer politisierten Figur. Ursprünglich war sie neben "Civitas" (Bürgerrecht) und "Familia" (Familienstand) Voraussetzung für die persönliche Rechtsfähigkeit des römischen Bürgers.
- Janus ist Gott des Anfangs und des Endes, der Übergänge, der Zeit und der Dualität. Er ist der Gott mit 2 Gesichtern, der über das Himmelstor wacht: das eine ist der Vergangenheit, das andere der Zukunft zugewandt.
Er gehört zu den ältesten römischen Göttern und ist ein rein römischer Gott ohne Entsprechung in der griechischen Mythologie.
Triaden
Die Archaische Trias war eine Gruppe von drei Göttern in der ursprünglichen römischen Religion. Zu ihr gehörten Jupiter, Mars und Quirinus.
Diese Gruppe von drei Göttern aus der Frühzeit Roms wurde in Zeit der Etrusker (König Lucius Tarquinius Priscus (616 bis 578 v. Chr.)) durch die Kapitolinische Trias (Jupiter, Juno und Minerva) ersetzt. Ein Heiligtum dieser Trias wird als Capitolium bezeichnet. In einem solchen Tempel waren drei Räume (cellae) jeweils einer der drei Gottheiten zugeordnet und mit einem entsprechenden Kultbild versehen.
Die Aventinische Trias ist eine von den Gottheiten Ceres, Liber und Libera gebildete Trias.
Sie ist ein plebejisches Gegenstück zur Kapitolinischen Trias, deren Priestertum von den Patriziern dominiert war. Die Trias soll eine Entsprechung zu der eleusinischen Dreiheit (Athen) von Demeter, Iakchos und Kore bilden.
- Quirinus war ein Kriegsgott der Sabiner, ähnlich dem Mars, der ihn in dieser Eigenschaft fast vollständig ablöste. Später wurde Quirinus dann mit Romulus identifizierte, dem unter die Götter erhobenen ersten König Roms.
- Ceres ist die Göttin des Ackerbaus und der Fruchtbarkeit und gilt als Gesetzgeberin.
- Liber war ein Gott des des Weins, der männlichen Fruchtbarkeit und der Freiheit. Er ist Sohn der Ceres und Bruder der Libera. Er war eine Schutzgottheit der Plebejer Roms. Sein Fest, und das seiner Schwester & Gemahlin, der Liberalia (17. März) wurde mit der Redefreiheit und den mit der Volljährigkeit verbundenen Rechten in Verbindung gebracht. Zu diesem Anlass wurde den Jünglingen auch erstmals die toga virilis (Männertoga) als Zeichen der Volljährigkeit angelegt.
Sein Kult und seine Funktionen wurden zunehmend mit romanisierten Formen des griechischen Dionysos/Bacchus in Verbindung gebracht, dessen Mythologie er schließlich teilte. - Libera war das weibliche Gegenstück zu Liber und seine Gemahlin. Sie wurde am selben Tag wie er geehrt.
12 Gottheiten
Dii Consentes
Marcus Terentius Varro (116 – 27 v.Chr.) verwendet den Namen "Dii Consentes" für 12 Götter, deren vergoldete Bilder auf dem Forum standen. Diese wurden ebenfalls in 6 männlichen und 6 Paaren aufgestellt, obwohl die einzelnen Namen nicht aufgeführt sind, wird angenommen, dass es sich um die Gottheiten des Lectisternium (s.u.) handelt.
Die Dii Consentes werden manchmal als das römische Äquivalent zu den griechischen Olympiern angesehen. Die Bedeutung von Consentes unterliegt der Interpretation, wird aber in der Regel so verstanden, dass sie einen Rat oder Konsens der Götter bilden.
Es gab keine festgelegte Rangfolge (abgesehen davon, dass Jupiter und Juno die "Familienoberhäupter" waren).
Lectisternium
Ein Lectisternium ist ein Festmahl für die Götter, bei dem sie als auf Liegen sitzende Abbilder erscheinen, als seien sie anwesend und teilnehmend. Der augusteische Geschichtsschreiber Livius beschreibt das Lectisternium der Zwölf Großen Götter im Jahr 217 v. Chr. und stellt die Götter in geschlechtsneutralen Paaren auf:
- Jupiter - Juno
- Neptun - Minerva
- Mars - Venus
- Apollo - Diana
- Vulkan - Vesta
- Merkur - Ceres
Göttliche männlich-weibliche Ergänzungen wie diese sowie der anthropomorphe Einfluss der griechischen Mythologie trugen dazu bei, dass die lateinische Literatur dazu neigte, die Götter als "verheiratete" Paare oder (wie im Fall von Venus und Mars) als Liebende darzustellen (siehe auch: Griechische & Römische Götter).